Nach getaner Arbeit ein kühles Radler auf der Terrasse genießen oder ein alkoholfreies Hefeweizen nach der anstrengenden Bergtour auf der Hütte: Für viele gehört ein Bier besonders im Sommer einfach mit dazu. Doch seit geraumer Zeit klagen etliche Brauereien über akute Leergut-Knappheit – auch im Allgäu. Wird deshalb jetzt das Bier knapp?
„Bier haben wir genug auf Lager, das ist nicht das Problem“, sagt Gottfried Csauth, Geschäftsführer und Verkaufsleiter der Aktienbrauerei Kaufbeuren. Ein großes Problem seien hingegen die fehlenden Flaschen, um das kühle Blonde abzufüllen. „Wir schauen aktuell überall, wo wir Kisten und Flaschen herbekommen“, sagt Csauth. Probleme mit fehlendem Leergut gebe es zwar immer mal wieder: „Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass es jemals so extrem wie in diesem Jahr war.“
Ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass es jemals so extrem wie in diesem Jahr war.
Gottfried Csauth, Aktienbrauerei Kaufbeuren
Das liegt an mehreren Dingen: Zum einen kommen die Glashütten aktuell nicht mit der Produktion neuer Flaschen hinterher: „Die Lieferzeiten sind irre lang, wir haben bereits im Februar bestellt, erhalten die Flachen aber erst nächste Woche“, sagt Herbert Zinth, Geschäftsführer der Post Brauerei in Weiler (Westallgäu). Dort herrscht seit zwei Monaten akute Leergut-Knappheit. Deshalb musste sogar das Abfüllen zweier neu kreierter Sorten nach hinten verschoben werden.
Zudem würde derzeit Bier in kleinen Margen abgefüllt, um Flaschen einzusparen. So handhaben das auch die Aktienbrauerei Kaufbeuren und Meckatzer Löwenbräu in Heimenkirch (Lindau).
Laut Michael Weiß, geschäftsführender Gesellschafter von Meckatzer, kämen die Glashütten auch wegen der vielen unterschiedlichen Flaschentypen nicht mehr mit der Produktion hinterher. „Aktuell herrscht eine Flaschenflut, der Trend geht weg von der Standard-Flasche und hin zu individuellen Formen.“ Dadurch würden die Glashütten an ihre Grenzen stoßen. „Wenn wir heute kurzfristig eine halbe Millionen Flaschen bräuchten, wäre das nicht machbar“, sagt Weiß.
Heißer August: Ohne Leergut kein Biernachschub
Deshalb versucht auch Meckatzer Löwenbräu momentan, möglichst viel Leergut aufzutreiben: „Wir machen Sonderfahrten zu den Händlern oder bitten unsere Bierfahrer, in den Kellern der Gastronomen nach leeren Kisten zu schauen“, sagt Weiß. Bisher habe die Brauerei es gerade so geschafft, das nachgefragte Bier abzufüllen.
Wir machen Sonderfahrten zu den Händlern oder bitten unsere Bierfahrer, in den Kellern der Gastronomen nach leeren Kisten zu schauen.
Michael Weiß, Meckatzer Brauerei
Doch auch die Biertrinker haben einen Anteil an der aktuellen Leergut-Knappheit. Vor allem in heißen Sommermonaten, wenn mehr von den kühlen Getränken gekauft und getrunken werden. „Die Konjunktur kommt bekanntlich von oben“, sagt Herbert Zinth von der Post Brauerei. Außerdem brächten die Kunden ihr Leergut immer später zurück. „Die Rücklaufzeiten im Handel sind deutlich länger geworden“, sagt Zinth. Früher habe eine Bierkiste etwa sieben Mal im Jahr den Weg vom Abfüller über den Handel zum Konsumenten durchlaufen, mittlerweile seien es nur noch etwa vier Mal.
Diese Entwicklung kennt auch Niklas Zötler, Geschäftsführer der Privat-Brauerei Zötler in Rettenberg (Oberallgäu). „Leergut ist immer Mangelware. Vor allem in den heißen Monaten.“ Aktuell habe das Unternehmen aber alles im Griff: „Wir haben erst eine Neuglas-Lieferung erhalten.“
Trotzdem bittet der Braumeister seine Kunden, leere Flaschen und Kästen immer zurückzubringen: „Uns steht ein heißer August bevor, da brauchen wir Leergut.“